Ich liebe es ja, hinter die Kulissen kreativer Labels zu schauen. Frau Ottilie habe ich auf dem DaWanda Weihnachtsmarkt kennengelernt und dort haufenweise ihrer wundervoll illustrierten Postkarten gekauft. Im Interview berichtet Andrea heute von ihrem Quereinstieg in die Illustration und wie ihr eigenes Label langsam gewachsen ist. Außerdem gibt sie Einblicke in ihren kreativen Alltag und Tipps für angehende IllustratorInnen. Viel Spaß beim Lesen!
Liebe Andrea, verrate uns doch zuerst einmal etwas über dich. Wer steckt hinter dem Label “Frau Ottilie”?
Frau Ottilie, das sind mein Freund Sebastian und ich. Im Bereich Illustration und Design sind wir eigentlich beide fachfremd. Sebastian ist Philosoph und ich habe Ethnologie studiert.
Wie bist du zur Illustration gekommen?
Um etwas Geld während meines Studiums zu verdienen und weil mir kreatives Arbeiten schon immer Spaß gemacht hat, habe ich angefangen Stofftiere zu designen, zu nähen und zu verkaufen. Nach und nach kamen dann Illustrationen hinzu. Das war eher ein Zufall, bzw. eine Laune von mir. Ich habe eine Käferstudie illustriert und Sebastian fand sie so toll, dass er mich überredet hat, sie auf Postkarten drucken zu lassen. Den Leuten haben meine Karten so gut gefallen, dass ich mehr Motive gestaltet habe und schließlich zusammen mit Sebastian das Sortiment der Papierprodukte ausgebaut habe. Als ich den Uniabschluss in der Tasche hatte war Frau Ottilie bereits so groß, dass ich unbedingt weiter machen wollte und dann auch die Zeit dafür da war, es ernsthaft zu betreiben.
Arbeitest du von zuhause aus oder hast du ein Atelier?
Beides! Ich habe einen gemütlichen Arbeitsplatz zu Hause und außerdem auch noch einen in unserem Büro, das ein Zwischending zwischen Lager, Atelier und eben Büro ist – da ist es bunt und manchmal auch etwas chaotisch, was mich inspiriert. An manchen Tagen brauche ich aber eher einen ruhigen Ort zum Arbeiten, dann bleibe ich zu Hause. Ich finde es schön, zwischen diesen beiden Arbeitsplätzen hin und her zu pendeln – ganz nach Lust und Laune.
Wieviel Vorbereitungszeit hast du in die Gründung deines Labels gesteckt? Welche Schritte waren notwendig, bis die Türen deines Shops geöffnet haben?
Wie gesagt, Frau Ottilie ist zufällig entstanden – es war am Anfang eine Spielerei. Es gab also kein ausgefeiltes Konzept, keinen langfristigen Plan. Wir sind ganz langsam ganz viele kleine Schritte gegangen. Auch die Eröffnung meines DaWanda-Shops war eine spontane Idee. Wenn man ein Kleinunternehmen angemeldet hat, ist die Registrierung bei DaWanda ganz leicht. Ich habe Fotos geschossen und die Produkte online gestellt. Die ersten Fotos waren nicht besonders gut – ich bin aber froh, dass ich einfach angefangen habe. Ich glaube das ist das Wichtigste! Mittlerweile wissen wir, dass es sehr wichtig ist, ansprechende Fotos in den shop zu stellen und geben uns viel Mühe damit.
Inwiefern hat dein Studium dich auf die Selbstständigkeit vorbereitet?
Im Studium habe ich gelernt eigenverantwortlich und ohne Kontrolle und Betreuung zu arbeiten. Ich hatte viele Freiheiten und musste lernen mit ihnen umzugehen, denn am Ende einer Frist mussten Ergebnisse vorliegen, nach deren Zwischenstand sich niemand erkundigt hat. Eigentlich funktioniert mein Arbeitsprozess heute noch ganz genauso. Manchmal nehme ich mir den Vormittag frei, arbeite dann aber bis spät abends, wenn das Produkt spätestens am nächsten Morgen in den Druck geschickt werden muss.
Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit?
Das Kreative und das Abwechslungsreiche, das Handwerkliche und das Künstlerische. Das Eigenverantwortliche und Selbstbestimmte, das Verspielte und dass sich Menschen darüber freuen, was ich illustriere. Eigentlich alles bis auf den bürokratischen Teil – den man aber auf keinen Fall unterschätzen sollte!
Was bedeutet „erfüllende Arbeit“ für dich?
Erfüllend würde ich einen Job nennen, wenn man sich bereits am Morgen auf die wartende Arbeit freut. So ist es bei mir. Nicht jeden Tag, aber meistens! Und das bedeutet mir sehr viel, schließlich verbringt man sehr viel Zeit seines Lebens damit zu arbeiten. Für längere Zeit etwas zu tun, das mich nicht mit Freude erfüllt, würde mir schwer fallen.
Gibt es einen Plan B? Einen alternativen Beruf, den du dir vorstellen könntest?
Oh ja, da gibt es ganz viel! Eine Gärtnerei zu betreiben zum Beispiel oder ein Kaffee. Oder wieder zur Ethnologie zurückzukehren und zu forschen. Es wäre schade, wenn Frau Ottilie irgendwann nicht mehr laufen würde, aber ich wäre bestimmt nicht planlos :)
Welche Möglichkeiten der Selbstständigkeit bieten sich für angehende IllustratorInnen an?
Ich glaube die gängigste Form ist die der Freiberuflichkeit. Das heißt, dass man vor allem Auftragsarbeiten ausführt. Die meisten IllustratorInnen, die ich kenne arbeiten für Verlage, zum Beispiel im Bereich Kinderbuchillustration. Aber auch im Bereich Produktdesign finden IllustratorInnen berufliche Perspektiven. Und natürlich stolpere ich in meinem Bereich auch immer wieder über die, die wie ich ihr eigenes Label gegründet haben. Dabei muss es nicht immer nur um Papeterie gehen. Mittlerweile gibt es tolle Illustrationen auf Stoff oder in Form von Fliesenaufklebern etc.
Was hält deiner Meinung nach Kreative davon ab, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?
Ich kann mir vorstellen, dass hohe Investitionen in ein Konzept, die Produktion, ein Büro oder eine Werkstatt abschrecken können. Je nachdem in welchem Bereich man sich selbstständige machen will, fallen da ja ganz unterschiedlich hohe Kosten an. Die Lehre, die wir für uns gezogen haben war, dass man nicht super fancy und durchgestylt nach außen auftreten muss, um Erfolg zu haben. Es ist zum Beispiel kein teurer Messe- oder Marktstand nötig, um Kunden zu gewinnen und auch kein tolles und teures Büro, wenn dort keine wichtigen Kundengespräche stattfinden – man muss nur etwas erfinderisch sein und dem Druck der Professionalität standhalten. Der zweite kritische Punkt ist die fehlende Absicherung (im Fall von Krankengeld, Rente etc.) und dass man natürlich nie eine Erfolgsgarantie für den nächsten Monat bekommt. Mit dieser Form der Unsicherheit zu leben, kann natürlich abschreckend sein. Aus diesem Grund kann es vielleicht ratsam sein, kleine Schritte zu gehen und langsam anzutesten, ob die eigene Idee umsetzbar ist und genügend Gewinn abwerfen kann.
Welche 3 Tipps würdest du Kreativen geben, die sich im Bereich Grafik / Illustration selbstständig machen wollen?
Wenn es darum geht, ein eigenes Label zu gründen:
- Anfangen! Auch wenn das Konzept noch nicht zu 100% steht.
- Sich nicht zu sehr festfahren mit der eigenen Idee, sondern flexibel zu bleiben und Rückschläge zu nutzen, um den Weg etwas umzugestalten.
- Sich in die Bereiche Buchhaltung, Steuern, Angestellte etc. einzuarbeiten oder jemanden zu beauftragen, der das übernimmt.
Welche Rolle spielen Kreativplattformen wie DaWanda für deinen Erfolg?
DaWanda war und ist auch immer noch sehr wichtig für uns. Ich glaube vor allem kleine oder junge Labels haben mit DaWanda die Chance zum ersten mal wahrgenommen zu werden. Wenn man Glück hat, wird das eigene Produkt in einem Newsletter oder Ähnlichem beworben und Menschen, die sich für Handgemachtes oder Künstlerisches interessieren, werden auf dich aufmerksam. So war es bei uns und die Resonanz war super! Das hat uns angespornt neue Produkte zu entwerfen und unser Sortiment auszubauen.
Liebe Andrea, vielen Dank für die vielen Einblicke in deinen kreativen Alltag und deine Tipps für angehende Illustratoren. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg weiterhin mit deinem Label!
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