Man kann die Welt nicht alleine retten. Deshalb finde ich es toll, wenn gemeinsam Ideen gesponnen werden, die nachhaltig etwas bewirken. Gina Schöler
Ich freue mich riesig, dir heute mein erstes Heldinnen-Interview präsentieren zu dürfen – und ein so bewegendes und inspirierendes dazu! Bereits vor einigen Jahren stolperte ich im Internet über das Ministerium für Glück und Wohlbefinden, ein von Gina Schöler und Daniel Clarens initiiertes Kunstprojekt. Mittlerweile führt Gina als amtierende Glücksministerin die „Kampagne für das gute Leben“ weiter und setzt sich europaweit für das Bruttosozialglück ein. Im September diesen Jahres erscheint ihr erstes Buch.
Im Interview erzählt Gina von der Gründung und den Aktionen des Glücksministeriums, gibt Tipps für angehende GründerInnen und verrät dir ihre schönsten Momente als Glücksministerin. Lass dich inspirieren!
Liebe Gina, bitte erklär mir doch kurz, was ich mir unter dem Ministerium für Glück und Wohlbefinden vorstellen kann.
Das Ministerium für Glück und Wohlbefinden ist ein interaktives Kunstprojekt und die Metapher einer multimedialen Kampagne, welche die Menschen auf kreative Weise dazu animiert, sich mal wieder ein paar Gedanken über das persönliche und gesellschaftliche Glück zu machen. Durch verschiedene Aktionen und Angebote – online und offline – werden Rahmenbedingungen geschaffen, die es ermöglichen, selbst aktiv zu werden und das Glück spielerisch und mit viel Spaß zu gestalten.
Das Projekt möchte mit allen Ideen und Impulsen dazu beitragen, dass das Positive wieder mehr im Vordergrund steht, Gutes gestärkt wird und wir uns bewusst werden, dass das „Höher, schneller, weiter“ auf Dauer nicht die Lösung sein kann. Was zählt wirklich? Wie wollen wir leben und was macht uns glücklich? Was können wir aktiv dafür tun und verändern? Das Ministerium für Glück und Wohlbefinden stellt Fragen, bietet eine Plattform, liefert Impulse und trägt so zu einem Wertewandel bei – hin zu einem gesunden und glücklichen Miteinander.
Wie lange hat die Vorbereitung und Entwicklung deines Kunstprojektes gedauert?
Die Idee entstand im November 2012. Das Semesterprojekt war drei Wochen später vorbei und mein Kommilitone Daniel Clarens und ich entschlossen uns damals dazu, das Ministerium zu unserer gemeinsamen Masterthesis zu machen. So arbeiteten wir noch einige Monate intensiv zusammen an diesem Projekt. Im Herbst 2013 entschloss ich mich dann nach dem Abschluss dazu, daraus meinen eigenen Beruf zu machen. Also war meine komplette Arbeit an der Masterarbeit quasi meine Vorbereitung was Konzeption, Erscheinungsbild und Kommunikation angeht.
Also insgesamt etwas weniger als ein Jahr – Wow! War es geplant, dass daraus dein heutiger Job entsteht?
Von Anfang an habe ich das große Potenzial in dieser Kampagne gesehen. Es hat mich fasziniert, wieviel Sinn und Spaß es macht, Werbung für Werte zu machen! Menschen zu begeistern, nachhaltig etwas Gutes bewirken und zu sehen, wie die Ideen der Initiative tatsächlich auch Leben zum Guten hin verändern können, hat mich seit jeher sehr berührt! Dass das Projekt solche Ausmaße nimmt, hätte ich nicht am Anfang gedacht. Es war ja eher ein offenes Experiment. Mal sehen, wie die Menschen, wie Deutschland, auf dieses neue Ministerium reagiert und wie groß der Bedarf an der Glücksdebatte ist. Und er ist riesig. So habe ich recht schnell erkannt, dass das noch lange nicht zu Ende ist und sein darf! Es gibt noch viel zu tun! Und dafür stehen alle Türen offen, ich muss nur durchgehen. Ich war irgendwie traurig, als das Semester vorbei war und das Ministerium für Glück und Wohlbefinden in der Schublade verschwinden sollte. Also warf ich meine bisherige Idee für meine Abschlussarbeit über Bord und baute das Ministeriums aus. Ebenso komisch war das Gefühl, als die Masterarbeit abgegeben wurde. Ich wollte nicht, dass es aufhört! Also machte ich es wahr und nahm mich der vielen Kommentare an, die sagten, dass ich doch eigentlich die richtige Glücksministerin sei. Gesagt, getan. Was hatte ich zu verlieren?
Generell wünsche ich mir, dass gerade die jungen Menschen mehr ermutigt werden, aus der Reihe zu tanzen. Man kann prinzipiell alles werden. Traut euch!
Ich bewundere deinen Mut! Hat dein Studium dich auf die Selbstständigkeit vorbereitet oder hast du dir alles selbst beigebracht?
Als Kommunikationsdesignerin lernt man schnell, selbständig zu arbeiten. Offene Aufgabenstellungen, agiles Teamwork, straffe Abgabefristen. Gerade das Masterstudium hat uns nochmal intensiv darauf vorbereitet, wie wichtig es ist, selbst für seine Themen und Projekte einzustehen und nicht nur Dienst nach Vorschrift zu machen. Das hat mir enorm geholfen und war eine gute Grundlage. Erst nach dem Studium habe ich mich mit Dingen wie Steuern, rechtliche Grundlagen oder Geschäftsmodellen beschäftigt. Heute ist das eher Work in Progress und man lernt immer dazu. Generell wünsche ich mir, dass gerade die jungen Menschen mehr ermutigt werden, aus der Reihe zu tanzen. Man kann prinzipiell alles werden. Traut euch!
Bist du in Vollzeit als Glücksministerin aktiv? Kannst du davon deinen Lebensunterhalt bestreiten?
Als ich mich vor mehr als drei Jahren dazu entschied, aus diesem Projekt meinen Beruf zu machen, war ich noch mitten in meiner Masterthesis. Neben meinem Studium arbeitete ich schon immer als freiberufliche Gestalterin in Werbeagenturen. Natürlich war es zu Beginn nicht sehr leicht, von „heute auf morgen“ einem völlig neuen Beruf nachzugehen. Ein freies Projekt, dass eine Masterarbeit ist, ist eine Sache. Daraus einen Beruf zu machen, eine andere.
Ab dem Zeitpunkt, wo ich mich entspannte und darauf vertraute, dass es wirklich gut werden wird, ging es mir wesentlich besser. Ich erkannte, dass es nicht von heute auf morgen von 0 auf 100 gehen muss. Und ich erkannte, dass es nicht nur ein „Entweder/oder“, sondern auch ein „Und“ gibt!
Ich blieb also weiterhin freie Kommunikationsdesignerin bis sich meine Tätigkeiten als Glücksministerin rumgesprochen und gefestigt hatten und ich genug Aufmerksamkeit generieren konnte, so dass die Leute sehen, wie wichtig und nachhaltig die Arbeit am eigenen Glück ist. So arbeitete ich stetig daran, meinen Traumberuf der Glücksministerin zu etablieren und peu à peu wurde er zur Realität. Heute arbeite ich Vollzeit als Glücksministerin – konzipiere Events, Workshops, kommuniziere auf verschiedenen Kanälen, denke mir neue Aktionen aus… Es ist wunderbar abwechslungsreich und macht riesig Spaß!
Wie finanziert sich das Ministerium für Glück und Wohlbefinden?
Die Inititiave basiert auf zwei Säulen: Eine Säule sind gemeinnützige Dinge wie kostenfreies Material, verschiedene Impulse und Mitmach-Aktionen, vergünstigte Veranstaltungen usw. Die andere Säule sind die Dienstleistungen, die ich als Glücksministerin anbiete. So gebe ich Workshops an Schulen, Universitäten und auch in Unternehmen. Ebenso biete ich offene Workshops für Privatleute an. Oder man findet mich auf (Firmen)Events oder Konferenzen, wo ich gerne Impulsvorträge halte oder kreative Installationen organisiere, um die Menschen positiv mit dem Thema Glück und Wohlbefinden zu konfrontieren. So kann man sagen, dass sich beide Säulen gegenseitig stützen. Die kostenfreie „wirbt“ für die Dienstleistungen und die Angebote finanzieren wiederum die kostenfreien Aktionen.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Wie lange möchtest du amtierende Glücksministerin sein?
Da ich im vierten Jahr bin, würde es ja prinzipiell dieses Jahr an die Neuwahl gehen. Aber zum Glück ;) ist es ein Kunstprojekt und ich darf einige Extrarunden drehen. Wenn es nach mir geht, kann es nämlich erst einmal genau so weitergehen. Ich bin neugierig und gespannt, was die nächsten Monate noch passieren wird. Erst recht, wenn mein erstes Buch herauskommt. Wünsche habe ich noch viele: Eine Deutschland-Tour, eine Reise nach Bhutan, viele spannende Kooperationen, so viele Menschen wie möglich mit meiner Arbeit z.B. in Workshops inspirieren und motivieren…
Gibt es einen Plan B? Einen alternativen Beruf, den du dir vorstellen könntest?
Ich glaube, wenn eines Tages tatsächlich nicht mehr „Glücksministerin“ auf meiner Visitenkarte stehen sollte, dann etwas anderes, neues, noch nie da gewesenes, vermeintlich verrücktes. Schokoladengöttin, Eselflüsterin, Vollzeitpicknickerin? Wer weiß… ;)
Das klingt gut! Gab es besonders schöne Erlebnisse oder Rückmeldungen während deiner bisherigen Tätigkeit als Glücksministerin?
Der Arbeitsalltag einer Glücksministerin ist so bunt und so abwechslungsreich wie das Leben selbst. Mal sitze ich zu Hause und bastel an einer neuen Straßenaktion oder an Material, das sich die Leute bestellen können, um selbst Glücksbotschafter zu werden. Dann reise ich wieder umher, um interessante Menschen in Sachen Glück zu treffen.
Besonders stolz bin ich darauf, dass sogar wegen dieses Projekts eine 50-köpfige Delegation aus Thailand nach Deutschland kam, um mich zu treffen und mehr über dieses besondere Ministerium zu erfahren. Keine Sorge: Ich habe vorher aufgeklärt, dass es (noch) kein „richtiges“ ist.
Die Zusammenarbeit mit der Bundesregierung zur Regierungsstrategie „Gut leben in Deutschland“ war auch sehr interessant. Eine tolle Möglichkeit, mit Bürgern ins Gespräch zu kommen und somit einen konkreten Beitrag zu leisten, um neue Indikatoren des guten Lebens zu entwickeln.
Aber es sind auch die ganz kleinen Aktionen, die kleinen Give-Aways des Projekts und die Ergebnisse der vielen Workshops, welche die Menschen jeden Tag aufs Neue erfreuen und inspirieren. Die Reaktionen und die Geschichten sind mehr wert als alles andere!
So bekomme ich regelmäßig Nachrichten der Bürger, der Fans und Freunde des Projekts, die mich begeistern, berühren und – motivieren! Zum Beispiel eine Mail, in der berichtet wird, was sich durch Impulse des Ministeriums im Leben der jeweiligen Person verändert hat. Welche Gedanken und Ideen dadurch entstanden sind. Eine nette Karte im Briefkasten mit einem ehrlichen Dankeschön. Ich habe schon viele selbstgemachte Dinge geschickt bekommen, viele Umarmungen von Fremden erhalten und anerkennende Worte von Experten, Prominenten und Politkern erhalten – das bewegt. Auch die Teilnehmer der Workshops im Nachgang zu beobachten und die Geschichten zu hören, die sich daraus entwickeln, ist sehr emotional und spannend!
Am 08. September erscheint dein erstes Buch „Das kleine Glück möchte abgeholt werden“. Wie hat es sich angefühlt, dein eigenes Buch zu schreiben?
Schon lange bin ich begeistert davon, was passiert, wenn man sowohl Menschen danach fragt, was sie glücklich macht als auch, was es mit einem selbst macht, wenn man sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Im Laufe der Zeit haben sich viele Ereignisse, Erfahrungen und Begegnungen gesammelt, die ich in kleine Kurzgeschichten gepackt habe. Momentaufnahmen aus dem Leben. Und aus jeder einzelnen – ob traurig oder fröhlich, laut oder leise – kann man etwas ziehen und daraus lernen. Und während ich am Sammeln, Schreiben und Reflektieren war, ist mir bewusst geworden, wo das kleine Glück eben überall lauert und nur darauf wartet, dass man es entdeckt. Wenn man bereit ist, Augen, Ohren und das Herz zu öffnen, findet man es überall. Seitdem ist es fast zu einer Art Hobby geworden, diese kleinen Momente zu sammeln und dies tue ich auf unterschiedlichste Weise. Eine davon ist nun dieses Buch.
Ich freue mich schon, es bald in den Händen zu halten! Wie kam es eigentlich zum Buchvertrag? Hast du aktiv Verlage angeschrieben oder kam der Campus-Verlag auf dich zu?
Meine jetzige Lektorin hat mich damals angeschrieben, dass sie mich und mein Projekt schon länger im Auge hat und ob ich denn nicht Lust habe, ein Buch zu schreiben. Ja klar! Neue Chancen erkennen und wahrnehmen, darin bin ich mittlerweile echt gut, auch, wenn man dann manchmal vor der eigenen Courage erschreckt… Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob ich mal ein Buch schreiben möchte. Da war nun diese tolle Gelegenheit und ich wollte sie natürlich ergreifen. Aber ich sah mich nicht als große Sachbuch-Autorin oder Roman-Schreiberin. Das bin ich nicht. Ich schreibe aus dem Bauch heraus, drauf los, lass mich von meinen Gedanken und Gefühlen leiten. Also musste es ein Konzept sein, dass zu mir, meinen Erfahrungen und den Zielen, die ich mit diesem Buch verfolge, passt. So kam es zustande, dass ich viele Mini-Essays des kleinen Glücks sammelte. Und auch dieses Buch ist wieder eine Mitmach-Aktion gewesen, ganz nach dem Motto: Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt. So haben viele Fans und Freunde des Projekts und auch einige Experten, Wissenschaftler und Prominente mitgemacht. So ist es ein wunderbares Sammelwerk geworden, von dem jeder sich etwas mitnehmen kann.
Dein Arbeitspensum ist sicherlich sehr hoch. Wie schätzt du deine Work-Life-Balance ein?
Gerade, wenn es mal wieder drunter und drüber geht, ich von einer Aktion zur nächsten düse, die Ideen sich überschlagen, dann frage ich mich auch, wie diese berühmte Work-Life-Balance wohl aussehen mag. Aber dann denke ich mir: Ich habe meine Arbeit zu meinem Leben gemacht oder andersrum, mein Leben zu meiner Arbeit? Ihr wisst, was ich meine: Es fühlt sich nicht wie Arbeit an. Achtung: Das hat Vor- und Nachteile! Jemand hat mir mal einen tollen Tipp gegeben: „Für etwas brennen! Aber nicht verbrennen…!“
Jeder Tag ist anders, neu, spannend und auch mal ruhig, inspirierend und ent-spannend. Mit der Work-Life-Balance verhält es sich wie mit dem Glück: Die gesunde Mischung – die Balance – macht es aus. Es ist ein Mix aus Gas geben und bremsen, geben und nehmen, einatmen und ausatmen. Ich habe gerne Hummeln im Hintern, so bin ich eben. Aber ich lerne auch, Pausen einzulegen, auf mich zu hören, in mich zu spüren. So schaffe ich mir Inseln im Alltag, die mir helfen, im Ausgleich zu bleiben. Das können winzige Momente sein. Ein spontaner Café mit Nachbarn, das Bestaunen der spielenden Kinder auf der Straße, einfach nur auf dem Wohnzimmerboden liegen, ein Ausflug in die Natur oder ein Abzappel-RocknRoll-Tanz-Wochenende mit den besten Freunden.
Ich denke, es ist sehr wichtig, eine Tätigkeit für sich zu finden, die einem Kraft und Energie gibt, denn wir verbringen mindestens 40 Stunden die Woche, 160 Stunden im Monat und somit ca. 8000 Stunden im Jahr mit „Arbeit“, da sollte man zusehen, dass man diese Zeit auch glücklich verbringt.
Betreibst du das Ministerium allein oder hast du Mitarbeiter bzw. Angestellte?
In meiner Küche tage ich im Home-Office als Glücksministerin alleine. Aber „alleine“ fühle ich mich nicht, da ich ständig mit anderen im Austausch bin. Seien es Interviews, das Betreiben der Social Media-Seiten oder das Konzipieren neuer Ideen oder Aktionen. Ich arbeite mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammen, so zum Beispiel eine Burn-Out-Expertin, Kinderpsychologin, Experten aus dem Design Thinking, der systemischen Arbeit, aus dem Sozial- oder HR-Bereich. Der Fantasie für Kooperationen sind da keine Grenzen gesetzt. Es muss passen, die Ideen sollten im Ping Pong hin und her fliegen und Spaß muss immer erlaubt sein. Momentan wuppe ich noch alles, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich auch mal ein ganzes Team aufstelle, um noch mehr (Wo)Manpower zu haben.
Könntest du dir vorstellen, auch als Mama weiterhin Glücksministerin zu sein?
Geht nicht, gibt’s nicht. Das ist mein Motto. Klar sähe mein Alltag mit Kindern anders aus und klar müsste sich dann auch die Stellenbeschreibung einer Glücksministerin leicht verändern, aber vorstellen kann ich es mir allemal! Das wäre dann #DasKleineGlück etwas anders interpretiert, aber ich bin mir sicher, das daraus dann wieder viele neue Dinge und Ideen entstehen werden!
Das kann ich bestätigen! Als Mama hat man soviele neue Ideen, weil man eine andere Sichtweise aufs Leben bekommt. Apropos Familie: Wie haben deine Eltern und Freunde auf die Idee des Ministeriums bzw. deinen „selbsterfundenen“ Beruf reagiert?
Die Frage bekomme ich oft gestellt, vor allem auch in den Workshops, wenn es um die Erfüllung im Beruf geht. Was denken die anderen? Darf man das? Was wäre wenn, aber, hätte, falls und überhaupt. Ich habe das riesige Glück, dass meine Lieblingsmenschen genauso „verrückt“ sind wie ich. Mein Mann war seit Tag 1 des Projekts der größte Fan, so war es ein schleichender Prozess und es stand nie zur Debatte, dass ich mich in diesem Beruf ausprobiere. Es war irgendwie selbstverständlich.
Viele meiner Freunde verfolgten den Werdegang mit großer Neugierde, einigen Fragezeichen und begeisterten Augen. Wie geht das denn? Was machst du da so? Und das funktioniert? Ist das jetzt echt dein Beruf? Im Laufe der Zeit haben sie immer besser gesehen und verstanden, was ich mache und erreiche und so wächst auch die Begeisterung. Mittlerweile bekomme ich regelmäßig Stellenanfragen von lieben Menschen und Freunden, die mitmachen möchten. Auch meine Eltern standen seit jeher zu 100% hinter mir. Und im Gegenteil: In Zeiten, in denen ich haderte und hinterfragte – und das macht jeder Freiberufler, erst recht, in der Anfangsphase – war es mein Vater, der mich immer wieder ermutigte und pushte, dass ich „meinem Baby“ Zeit geben soll, so dass es krabbeln und langsam laufen lernen kann. Nun wuselt es fröhlich vor sich hin und manchmal komme ich kaum hinterher.
Und Small-Talks auf Parties werden auch immer länger, wenn einmal die Frage gestellt wurde „Und, was machst du so?“
Toll, dass dein Umfeld dich so unterstützt! Was macht dir denn bei deiner Arbeit als Glücksministerin ganz besonders viel Spaß?
Ich liebe es, mit Menschen im Austausch zu sein. Etwas zu bewegen, zu verändern. Ich liebe es auch, meine kreative Ader auszuleben und mir die unterschiedlichsten Materialien, Merchandise-Artikel oder Aktionen auszudenken, die den Leuten Spaß machen und die Lust darauf machen, selbst Teil der Bewegung und somit Glücksbotschafter zu werden. Ich liebe es, mit unterschiedlichen Leuten zusammenzuarbeiten. Man kann die Welt nicht alleine retten, deshalb finde ich es toll, wenn gemeinsam Ideen gesponnen werden, die nachhaltig etwas bewirken. Gerade auf Events und in Workshops finde ich es sehr faszinierend und berührend, den Werdegang der Teilnehmer zu sehen und sie zu beobachten. Sie kommen mit einer Frage, einem Problem, bekommen Impulse und Aufgaben und plötzlich sprudeln sie. Es steckt in ihnen, man muss es nur rauskitzeln und das macht mir enorm viel Spaß!
Würdest du sagen, dass du dich in deinem Beruf selbst verwirklichen kannst? Was bedeutet „erfüllende Arbeit“ für dich?
Ich denke, es ist sehr wichtig, eine Tätigkeit für sich zu finden, die einem Kraft und Energie gibt, denn wir verbringen mindestens 40 Stunden die Woche, 160 Stunden im Monat und somit ca. 8000 Stunden im Jahr mit „Arbeit“, da sollte man zusehen, dass man diese Zeit auch glücklich verbringt. Zuvor sollte man sich selbst aber eben auch erst einmal fragen, was mich selbst überhaupt erfüllt? Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Was sind meine Kernkompetenzen, was will ich auch ausüben und wie kann ich sie miteinander sinnvoll kombinieren. Stichwort sinnvoll: Erfüllende Arbeit ist für mich, wenn man einer Tätigkeit nachgeht, die einen selbst mit Sinn und Spaß erfüllt.
Kannst du bei deiner täglichen Arbeit deine Fähigkeiten und Talente voll einbringen? Was ist dein Erfolgsrezept?
Jemand fragte mich mal, warum ich denn Kommunikationsdesign studiert habe, wenn ich doch nun etwas ganz anderes mache. Das verunsicherte mich für einen Moment. Aber das ist Quatsch! Erstens wäre ich nie hier ohne all die Jahre an Lernen und Erfahren, zweitens wäre ich nie Glücksministerin geworden, da es das letzte Projekt meines Masterstudiums war und drittens wende ich jeden einzelnen Tag so viele Dinge an, die ich in meinem Werdegang und im Studium gelernt habe. Mein persönliches Erfolgsrezept hat folgende Zutaten:
Offenheit:
Menschen kennenlernen, aufeinander zu gehen und offen kommunizieren!
Mut:
Neue Chancen wahrnehmen, erkennen und ergreifen!
Neugierde:
Neues lernen, ausprobieren und weitergeben. Fragen, entdecken, staunen.
Kreativität:
Ideen entwickeln, umsetzen, brainstormen und visuelles Denken.
Empathie:
In Menschen reinversetzen, Leute vernetzen, kooperieren, Teams bilden und gegenseitig stärkenorientiert unterstützen.
Spontanität:
Verrückt sein, schnell sein und aus dem Bauch heraus entscheiden.
Macher-Mentalität:
Ned babbeln, mache! würde man in Mannheim sagen. Ich bin Mannheimerin. Also sage ich es. Ausprobieren, adaptieren, verändern, prototypisch denken und handeln, verbessern und umsetzen. Vom Reden allein hat sich noch nichts verändert. Los geht’s!
Aktiv werden und einfach anfangen finde ich auch extrem wichtig. Welche Eigenschaften sollten Gründer deiner Meinung nach generell mitbringen?
Es sollte eine gesunde Mischung aus vielen Eigenschaften sein: Mutig genug sein, für eigene Werte, Ideen und Visionen einzustehen, sich nicht zu sehr von außen beeinflussen lassen. Es gibt immer jemanden, der sagt „Macht man aber so.“ Realistisch sein, wenn es nach mehreren Versuchen in dieser Variante nicht klappt. Adaptieren, verändern und weiter geht es in die nächste Runde. Extrovertiert sein und von seinen Stärken und Ideen erzählen. Nur, wer Träume teilt, kann die Chancen erhöhen, dass sie Realität werden. Drüber reden. Mit den richtigen Menschen. Zusammen tun, teilen, miteinander arbeiten. Geben und nehmen. Ehrlichkeit und Transparenz, ohne naiv zu sein und sich ausnehmen oder ausnutzen zu lassen. Introvertiert sein und sich selbst wahrnehmen, ernst nehmen und wertschätzen. Du bist deine wichtigste Ressource. Karriere, Startup oder der nächste kleine oder größere Erfolg hin oder her. Wenn man sich übernimmt, bringt einem das gar nichts. Also langsam und erst einmal eine Runde atmen. Geduld haben. Mit dir, den Kollegen, deiner Idee. Lass dein Baby erst einmal krabbeln lernen.
Wie sicher schätzt du deine Arbeitsstelle ein?
Nun, gehen wir mal davon aus: Jeder Mensch möchte gerne glücklich sein. Oder noch weiter: Jedes Lebewesen strebt nach einem guten Leben. So denke ich, dass ich da draußen in der Welt noch genug zu tun habe. Ob man das nun „sicher“ nennen kann, weiß ich nicht. Aber ich merke das wachsende Interesse und ich sehe, wie Leute immer begeisterter sind, wenn es um das Thema geht. Sie freuen sich über Impulse und Input, sie freuen sich darüber, kreative Rahmenbedingungen geschaffen zu bekommen, so dass sie selbst aktiv werden können. In welche Richtung sich mein Wirken als Glücksministerin entwickelt, kann ich nicht sagen. Ich habe mich entschlossen, keine Pläne mehr zu machen. Aber ich weiß, dass ich für immer einen Job machen will und werde, der andere und somit auch mich glücklich macht.
Ich bin mir sicher, dass wir noch ganz viele tolle Sachen von dir sehen werden! Könntest du dir eigentlich vorstellen, als Angestellte zu arbeiten? Oder bevorzugst du die Selbstständigkeit?
Hätte man mich das vor vier Jahren gefragt, wäre meine Antwort klar gewesen: Ich will als Angestellte arbeiten. In einer Werbeagentur. Art Director. Creative Director. Wie man das so macht. Meine Eltern waren seit jeher selbständig und so habe ich während meiner Kindheit die Hochs und Tiefs des Freiberuflerseins mitbekommen. Unsicherheit, Zukunftsangst, unregelmäßige Arbeitszeiten – ebenso wie spontane freie Tage, Narrenfreiheit in Papas Büro oder abwechslungsreiche Aufgabengebiete. Für meinen Berufseinstieg wollte ich dies aber nicht, ich wollte geregelte Verhältnisse. Tja, mach du mal Pläne, das Leben lacht dann leise und es kommt sowieso immer anders als man denkt. In meinem Fall tauchte dann plötzlich das Glück auf und stellte alles auf den Kopf. Meine Sichtweise, meine Pläne, meine berufliche Zukunft.
So kam es, dass ich sogar mehrere Festanstellungsangebote absagte, weil ich mich nicht als Oma im Schaukelstuhl ärgern wollte, dem Ministerium keine berufliche Chance gegeben zu haben. Heute möchte ich meine Freiheit nicht mehr missen. Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht – klar, das birgt auch die Gefahr, mal länger und mehr zu arbeiten als man müsste (oder sollte ;)), aber man ist so schnell im Flow, dass es wirklich erfüllend ist! Ich kann mir meine Zeit einteilen, mal spontan Pausen machen, umherreisen, neue Menschen kennenlernen uvm. Ob ich jemals mal einen Arbeitsvertrag unterschreibe, weiß ich noch nicht. Und wenn, dann muss ich auch dort einen gewissen Freiraum haben, innovative Ideen realisieren dürfen und ein Team inklusive Chef haben, die wirklich an einem Strang ziehen und mit denen es richtig Spaß macht, zu arbeiten. Und: Mein Hund Gretel muss natürlich mit!
Das ist ein wunderschönes Schlusswort. Vielen Dank für das inspirierende Interview und viel Glück weiterhin!
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